Montag, 21. Mai 2012

Seminare und Vorlesungen - Studium in den USA


Vor dem Aufbruch zum Auslandssemester hab ich folgendes Gerücht gehört: "In den USA bekommt man für das Schreiben des eigenen Namens in einer Klausur Punkte!" Ob es hier wirklich so einfach ist, wie es in den Seminaren zugeht und wie die Vorlesungsräume an der Ohio University aussehen: Wer weiter liest, weiß Bescheid.




Seminarplan und Vorlesungsplan aka. „Syllabus“

Gleich vorne weg muss ich folgenden Eindruck loswerden: Ich denke, dass in den USA die Studierenden den Dozenten etwas aufmerksamer zuhören und intensiver am Lehrgeschehen teilnehmen. Obwohl Seminare oder Vorlesung hier 110 Minuten dauern – zumindest für 4 Credit Points (auch ECTS genannt). Wie in Deutschland, wird auch in den USA am Anfang ein Vorlesungsplan ausgeteilt. Darin sind manchmal Inhalte zu finden, die es bei uns nicht gibt. Zum Beispiel:

  • Kurztext zum Lebenslauf des Professors
  • Email- und Telefonpolicy
  • Wie die Endnote ganz genau zu Stande kommt
  • Wie man eine 1,0 –  also ein A – im Kurs bekommt
  • Und wie man den Professor anzusprechen hat

Scripps Hall: Class 116
Einige Dinge sind zum Teil wirklich minuziös aufgeführt. Unter anderem, wie die jeweilige Hausarbeit auszusehen hat. Meist gibt es auch einen eigenen Absatz bezüglich Behinderungen oder spezieller Bedürfnisse. Die möge man doch bitte innerhalb von zwei Wochen dem Professor melden. Zu guter Letzt gibt es einen Sonderhinweis auf die „Akademische Ehrlichkeit“ und den eigenen Code of Conduct der Ohio University. Wer den bricht, könnte bis zum eigenen Justizdirektor geschickt werden, der dann mit Suspension oder sogar Expulsion droht. Wie schön, dass man sich hier aber eine eigene Rechtsschutzversicherung für 8 USD im Semester kaufen kann.

Hier zwei Syllabus als Beispiel:

Wie ist es während dem Semester?

Ich muss sagen, dass ich mit allen Kursen sehr zufrieden bin: Change Management, Communication Law, Advanced PR und Health Communication. Wer hier einigermaßen flüssig Englisch spricht, kommt wunderbar mit. Wenn Fragen sind: „Questions are always appreciated.“

Ansonsten geben sich die Professoren Mühe, dass es „Fun“ macht. Wer kann, sollte Kurse besuchen, in denen man mit amerikanischen Studenten ein Projekt realisieren muss. Dann lernt man einiges über die Arbeitsphilosophie in den USA die da lautet: „Get Stuff Done“!

Scripps Hall: Cortland Andersen Auditorium
Referate kann man hier sehr freizügig und unterhaltsam gestalten. Wenn es um das Thema Change Management geht, ist es möglich, eine ganze Folge von „The Office“ zu zeigen, die Vorlage zur deutschen Serie „Stromberg“. In Vorlesungen kann es schon mal ein ganzer Film sein, wenn er zum Thema passt. Und wer über Unternehmenskultur referiert, darf etwas interaktiver werden: z.B. ein Fotowettbewerb, bei dem man typische Kulturgegenstände der Ohio University einfangen soll.

Auch was Anderes: Hausarbeiten und Klausuren

Anweisung zur Zwischenprüfung
Am Anfang wurde es schon erwähnt: Langweilig wird einem beim Studium in den USA nicht. Es gibt – natürlich je nach Kursen – zahlreiche Hausaufgaben, Hausarbeiten und manchmal sogar (mehrere) Zwischenprüfungen. Das hält sich von der Schwierigkeit aber in Grenzen. Mir ist es bei einem Kurs beispielsweise zwei Mal passiert, dass man für das Aufschreiben seines eigenen Namens Punkte bekommt. Kein Witz! Bei einem anderen Kurs haben wir eine Woche vorab einen Fragenkatalog zum Üben bekommen. In der Prüfung kamen dann 6 von den 9 bekannten Fragen dran.
Dein Name ist ...

Die Hausarbeiten sind während des Semesters zu schreiben, denn die Professoren müssen für Bachelor- und Masterstudierende die Noten zum Vorlesungsende fertig haben. Aber das Format ist hier auch anders. Statt 1,5 nutzt man hier einen zweifachen Zeilenabstand. Außerdem sind die Blätter etwas kleiner. 15 Seiten sind in den USA also etwas weniger als in Deutschland.

Dennoch würde ich die Arbeiten nicht auf die leichte Schulter nehmen. Manche Professoren verlangen etwas weniger Reflexion und Tiefe. Andere wollen einen  anständigen Themenvorschlag mit Literaturliste und zum Teil sogar einen ersten Umriss von der Arbeit sehen – bevor es and das Schreiben geht!

Wie sich der Arbeitsaufwand ändert, wenn an der Ohio University im Herbst 2012 Semester eingeführt werden, kann ich leider noch nicht beurteilen.

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