Vor dem Aufbruch zum Auslandssemester hab ich folgendes Gerücht gehört: "In den USA bekommt man für das Schreiben des eigenen Namens in einer Klausur Punkte!" Ob es hier wirklich so einfach ist, wie es in den Seminaren zugeht und wie die Vorlesungsräume an der Ohio University aussehen: Wer weiter liest, weiß Bescheid.
Seminarplan und
Vorlesungsplan aka. „Syllabus“
Gleich vorne weg muss ich folgenden Eindruck loswerden: Ich denke, dass in den USA die Studierenden den Dozenten etwas aufmerksamer zuhören und intensiver am Lehrgeschehen teilnehmen. Obwohl Seminare oder
Vorlesung hier 110 Minuten dauern – zumindest für 4 Credit Points (auch ECTS
genannt). Wie in Deutschland, wird auch in
den USA am Anfang ein Vorlesungsplan ausgeteilt. Darin sind manchmal Inhalte
zu finden, die es bei uns nicht gibt. Zum Beispiel:
- Kurztext zum Lebenslauf des Professors
- Email- und Telefonpolicy
- Wie die Endnote ganz genau zu Stande kommt
- Wie man eine 1,0 – also ein A – im Kurs bekommt
- Und wie man den Professor anzusprechen hat
Scripps Hall: Class 116 |
Einige Dinge sind
zum Teil wirklich minuziös aufgeführt. Unter anderem, wie die jeweilige
Hausarbeit auszusehen hat. Meist gibt es auch einen eigenen Absatz bezüglich
Behinderungen oder spezieller Bedürfnisse. Die möge man doch bitte innerhalb
von zwei Wochen dem Professor melden. Zu guter Letzt gibt es einen
Sonderhinweis auf die „Akademische Ehrlichkeit“ und den eigenen Code of Conduct der Ohio University. Wer
den bricht, könnte bis zum eigenen Justizdirektor geschickt werden, der dann mit
Suspension oder sogar Expulsion droht. Wie schön, dass man
sich hier aber eine eigene Rechtsschutzversicherung für 8 USD im Semester
kaufen kann.
Hier zwei Syllabus als Beispiel:
Hier zwei Syllabus als Beispiel:
Wie ist es
während dem Semester?
Ich muss sagen,
dass ich mit allen Kursen sehr zufrieden bin: Change Management, Communication
Law, Advanced PR und Health Communication. Wer hier einigermaßen flüssig
Englisch spricht, kommt wunderbar mit. Wenn Fragen sind: „Questions are always
appreciated.“
Ansonsten geben
sich die Professoren Mühe, dass es „Fun“ macht. Wer kann, sollte Kurse
besuchen, in denen man mit amerikanischen Studenten ein Projekt realisieren
muss. Dann lernt man einiges über die Arbeitsphilosophie in den USA die da
lautet: „Get Stuff Done“!
Scripps Hall: Cortland Andersen Auditorium |
Referate kann man
hier sehr freizügig und unterhaltsam gestalten. Wenn es um das Thema Change Management geht, ist es möglich,
eine ganze Folge von „The Office“ zu zeigen, die Vorlage zur deutschen Serie „Stromberg“.
In Vorlesungen kann es schon mal ein ganzer Film sein, wenn er zum Thema passt.
Und wer über Unternehmenskultur referiert, darf etwas interaktiver werden: z.B.
ein Fotowettbewerb, bei dem man typische Kulturgegenstände der Ohio University einfangen
soll.
Auch was Anderes:
Hausarbeiten und Klausuren
Anweisung zur Zwischenprüfung |
Am Anfang wurde
es schon erwähnt: Langweilig wird einem beim Studium in den USA nicht. Es gibt
– natürlich je nach Kursen – zahlreiche Hausaufgaben, Hausarbeiten und
manchmal sogar (mehrere) Zwischenprüfungen. Das hält sich von der Schwierigkeit
aber in Grenzen. Mir ist es bei einem Kurs beispielsweise zwei Mal passiert,
dass man für das Aufschreiben seines eigenen Namens Punkte bekommt. Kein Witz!
Bei einem anderen Kurs haben wir eine Woche vorab einen Fragenkatalog zum Üben
bekommen. In der Prüfung kamen dann 6 von den 9 bekannten Fragen dran.
Dein Name ist ... |
Die Hausarbeiten
sind während des Semesters zu schreiben, denn die Professoren müssen für
Bachelor- und Masterstudierende die Noten zum Vorlesungsende fertig haben. Aber
das Format ist hier auch anders. Statt 1,5 nutzt man hier einen zweifachen
Zeilenabstand. Außerdem sind die Blätter etwas kleiner. 15 Seiten sind in den
USA also etwas weniger als in Deutschland.
Dennoch würde ich
die Arbeiten nicht auf die leichte Schulter nehmen. Manche Professoren
verlangen etwas weniger Reflexion und Tiefe. Andere wollen einen anständigen Themenvorschlag mit
Literaturliste und zum Teil sogar einen ersten Umriss von der Arbeit sehen –
bevor es and das Schreiben geht!
Wie sich der
Arbeitsaufwand ändert, wenn an der Ohio University im Herbst 2012 Semester
eingeführt werden, kann ich leider noch nicht beurteilen.
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